What a beautiful Day! Wie Dankbarkeit glücklicher macht.

22. Juni 2023

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Dankbarkeit für die kleinen Dinge

“Ich höre morgens immer die Nachrichten, dann kann ich mich direkt über was aufregen“, sagt meine Nachbarin während einer kurzen Konversation zwischen Bürgersteig und Autofenster. Ich lache hornochsig, wie man in so einem Moment halt lacht. Aber als ich weiterfahre, geht mir der Satz nicht mehr aus dem Kopf. Alter, was stimmt nicht mit uns Menschen? Warum wollen wir uns dauernd aufregen, Hasskommentare schreiben, jemandem etwas neiden oder scheiße finden, wie andere Menschen leben, denken oder glauben?

 

Auf all meinen Reisen habe ich vor allem eines gelernt: Dankbarkeit. Dafür, dass ich nicht in einer Wellblechhütte in einer Favela lebe, keine Bomben auf mein Haus fallen und ich genug zu essen habe. Dafür, dass ich das Privileg habe, so viel von der Welt zu sehen, von unterwegs arbeiten zu können, Freunde und eine zu Familie haben, zu denen ich jederzeit zurückkehren kann. Aber auch dafür, dass in meinem Garten die Mohnblumen bei Sonnenuntergang leuchten, mich letztens eine brummelnde Hummel vorm Fenster aufgeweckt hat und es im Sommer nach dem Regen immer so gut riecht.

 

Ich habe aber auch liebe Menschen sterben sehen, seit fünf Jahren eine unheilbare, chronische Krankheit und im Freundeskreis alles von Fehlgeburt bis Krebsdiagnose erlebt. Ich könnte das Leben also stattdessen auch so richtig krass hassen. Aber ich habe mich entschieden, lieber dankbar zu sein. Hier ist warum:

Kein Danke auf Kommando

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Ein "Danke" muss von Herzen kommen - Foto: Alexa

„Jetzt sag der Frau Schneider danke!“ Drei Erwachsene starren mich an. Ich bin so sieben Jahre alt, mega schüchtern und habe gerade im Treppenhaus ein Stofftier von der Nachbarin geschenkt bekommen. Meine Eltern stehen neben mir und gucken erwartungs- und vorwurfsvoll. Ich bin total dankbar, aber ich verstehe nicht so ganz, weshalb jetzt dieses eine Wort von mir eingefordert wird, wo ich mich doch ganz offensichtlich freue, und es hasse, mit Leuten zu sprechen, die ich nicht so gut kenne. Besonders, wenn alle glotzen.

 

Dankbarkeit funktioniert nicht auf Knopfdruck oder unter Zwang und ist viel mehr „Danke“. Etwas, das ich erst viel später im Leben begriffen habe. Es ist nichts, was man aus Höflichkeit aus sich oder anderen herauspressen sollte. Es sollte von Herzen kommen. Und wenn es nicht von Herzen kommt, sollte man es vielleicht einfach lassen.

Dankbarkeit ist außerdem nicht nur ein Wort, es ist vor allem ein Gefühl. Und man kann es auch mit einem Lächeln, einer Geste oder einer Tat ausdrücken. Es gibt nicht nur eine einzige, richtige Sprache dafür. Deshalb sollte man bei anderen auf die Töne achten, die man nicht erwartet, bevor man sie überhört.

Über Dankbarkeit in dunklen Momenten

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Dunkle Gewitterwolken am Laune-Himmel

Lass mal ehrlich sein, manchmal macht meckern richtig Bock. Sich über jemanden aufregen, über das Wetter, über die Politik, den Kontostand, jemand Fremden im Internet. Keine Ahnung, was es ist, aber Rumnölen ist zumindest in Deutschland fast Kulturgut. Interessant, wenn man bedenkt, dass wir in einem der reichsten, modernsten und sichersten Länder der Welt leben. Könnte man glatt auf die Idee kommen, dass das gar nicht so viel mit dem durchschnittlichen Glücklichsein zu tun hat. Mh.

 

Was den Einzelnen glücklich macht, muss am Ende jeder für sich selbst herausfinden – doch mehr dankbar zu sein und sich weniger aufzuregen, ist aus meiner Sicht ein guter Start.

 

Aber hä, kann man nicht nur dankbar sein, wenn alles tutti ist im Leben? Alle gesund, die Finanzen in Butter, die gebratene Taube am Himmel?

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Was man so sieht und über was man sich freuen kann, wenn man hinschaut

Ich finde: nein. Natürlich ist es nicht einfach, dankbar zu sein, wenn einem gerade was richtig Beschissenes passiert ist. Davon kann ich eine Fanfare singen. Aber es gibt immer eine Sache, und wenn sie noch so klein ist, die schön ist. Selbst im größten Abfuck.

 

Wenn ich an die Beerdigung meiner Oma denke, dann erinnere ich mich nicht an ein dunkles Loch im Boden, sondern an den Zitronenfalter, der an der Kapelle vorbeiflatterte, als wir zu dem dunklen Loch gingen. An den blauen Himmel und das Geräusch des Windes in den Birkenblättern. Trotz allem, was passiert war, war ich dankbar für dieses wunderschöne Sommerwetter, bei dem meine Oma auf ihrer Hollywoodschaukel draußen gelesen hätte – und für all die tollen Erlebnisse, die wir zusammen hatten.

 

Es ist das, worauf wir fokussieren. Und manchmal kostet dieses Fokussieren, dieses Sehen, alle Energie, die wir haben. Und manchmal ist es zu viel verlangt. Aber es lohnt sich, es immer wieder zu versuchen. Denn Dankbarkeit für alle großen und kleinen Dinge macht leicht und befreit. Man versteht, was man hat(te) und ärgert sich nicht darüber, was man nicht hat(te).

Dankbarkeit macht sehend, Hass macht blind.

Dankbarkeit lernen

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Kleinigkeiten im Leben, kurze Momente - alles schöner und sinnvoller als Hass

Kann man Dankbarkeit lernen? Ich denke schon. Zum Beispiel, indem wir uns weniger mit Dingen beschäftigen, die uns aufregen. Statt Nachrichten zu hören, die uns wütend machen, können wir eine Runde spazieren gehen und die Natur genießen. Statt Hasskommentare zu posten, können wir weiterscrollen, das Handy weglegen, uns mit ‘nem Dosenbier in die Sonne setzen und freuen, dass das Wetter schön ist. Statt uns von jemandem anzuhören, was alles falsch und schlimm ist, können wir uns mit Leuten treffen, mit denen wir lachen und die uns unterstützen.

 

Wir können uns kleine Dinge im Alltag ganz bewusst ansehen und uns über sie freuen. Die Katze im Fenster über der Bäckerei, der Marienkäfer auf dem Blatt neben der Bushaltestelle, das Kind, das ein Eis isst oder der Autofahrer, der einen alten Mann über die Straße lässt. Und vielleicht können wir überlegen, was wir selbst tun können, um solche Momente für andere zu schaffen.

Was machen wir mit unserer Lebenszeit?

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Mach was Schönes mit deiner Lebenszeit und freu dich drüber - Foto: martaposemuckel

Warum? Weil alles, was wir machen, sagen und tun, uns Lebenszeit kostet. Lebenszeit kann man weder kaufen noch auffüllen noch erstreiten. Jede Minute, die wir damit verbringen, etwas scheiße zu finden, jemandem etwas Hässliches zu sagen oder uns immer wieder über die gleichen Dinge aufzuregen (ohne sie zu ändern oder ändern zu können), ist Lebenszeit, die wir stattdessen mit etwas Schönem hätten verbringen können. Mit etwas, das uns glücklich macht.

 

Lasst uns mehr Zeit damit verbringen, dankbar für die ganzen kleinen und großen schönen Dinge um uns herum zu sein. In guten Zeiten und in schlechten Zeiten – denn sie alle sind unsere Lebenszeit(en).

 

Vor einiger Zeit habe ich mich mal an einer Anleitung zum Glücklichsein versucht. Ganz sicher keine Bibel, aber ein Denkanstoß mit Fragen, um dem eigenen Glück auf die Spur zu kommen: Lebensfreude – Hurray! Eine Anleitung zum Glücklichsein.

Kommentare: 2
  • #2

    Oscar Segura (Sonntag, 25 Juni 2023 12:58)

    Hi Sarah, einmal mehr schreibst du mir aus der Seele - es könnten meine Zeilen sein. Wie wahr.. vielen Dank und ich hoffe dass es viele viele Menschen lesen und wenigstens den Versuch machen es umzusetzen. Herzliche Grüsse Oscar

  • #1

    Don Pedro (Sonntag, 25 Juni 2023 12:23)

    Hi Sarah,
    DANKE für diesen schönen Text über die Dankbarkeit. Es ist wichtig, immer wieder darauf hingewiesen zu werden, weil es für viele Menschen (leider auch für mich) einfach nicht mehr als Selbstverständlichkeit angenommen wird.
    Sonnige Grüße
    Don

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