Tausendundeine Nacht: Die 5 Schönsten Bauwerke und Orte in Andalusien.

26. August 2018

Die Mezquita in Cordoba
Einer der schönsten Orte von Andalusien - die Mezquita von Córdoba

Das kalte Wasser schießt aus der Dusche über meine Zehen. 41 Grad zeigt die grün blinkende Tafel an der Apotheke. Ich möchte rüberlaufen und fragen, ob sie ein Paar neue Füße im Angebot haben. Denn meine sind leider Kernschrott. Wir sind in Sevilla, am letzten Ort unseres dreiwöchigen Roadtrips durch Andalusien. Eigentlich wollten wir nur mal kurz am Morgen eine Runde durch die Altstadt drehen. Doch dann war es so schön, dass wir aus Versehen sechs Stunden über buckeliges Kopfsteinpflaster getigert sind. Mein Kopf explodiert vor lauter schachbrettartigen Kirchtürmen, bunten Fassaden und verschnörkelten Fliesen. Neben atemberaubender Landschaft gibt es in Andalusien auch wundervolle Architektur und Altstädte, in denen die Gassen so eng sind, dass man beide Seitenspiegel einklappen muss, um mit kurzzeitigen Herzrhythmus-Störungen hindurchfahren zu können. Ich stelle euch nach den fünf schönsten Naturwundern jetzt die fünf tollsten Orte und Bauwerke vor, die ihr hier unbedingt gesehen haben müsst. Zwischen nie endenden Torbögen, leuchtenden Brücken und einer Stadt, die komplett blau ist. Natürlich mit Tipps und Tricks, damit auch alles klappt!

1. Die Alhambra in Granada

Die Alhambra von Granada
Eines der bekanntesten Gebäude der Alhambra von Granada

Wie bescheuert klicke ich auf die Website der Alhambra. Jeder IT-ler würde einen Anfall kriegen. Sobald die Tickets für den August freigeschaltet sind, sichere ich uns zwei Stück. Denn die Sehenswürdigkeit gehört zu den beliebtesten Attraktionen in ganz Spanien und gerade in den Sommermonaten gibt es oft kilometerlange Schlangen vor dem Kassenhäuschen – und manchmal überhaupt keine Karten mehr. Schaut also unbedingt ein paar Wochen oder Monate im Voraus online vorbei. Am besten bei alhambra-patronato.es, denn es gibt mehrere Seiten, die Tickets verkaufen, und manche bieten nur geführte Touren oder teure Packages an, was beides nicht nötig ist. Ich habe das Alhambra General Ticket für 14 Euro [Stand: August 2018] bestellt. Damit kommt ihr überall rein – auch in die Alcazabar und die Nasriden Paläste, die ihr auf keinen Fall verpassen dürft! Weil der Andrang auf die Nasriden Paläste groß ist, müsst ihr eine Uhrzeit auswählen, zu denen ihr sie besichtigen wollt. Später gibt es keinen Einlass mehr – also seid einfach mal typisch deutsch und pünktlich. Ich empfehle euch eine frühe Uhrzeit am Vormittag, denn dann ist es selbst in der Hochsaison noch recht leer und die Atmosphäre ist besonders schön. Wir hatten für 10.30 Uhr gebucht und es war total angenehm.

DIe Alhambra von Granada
Säulen und Torbögen in der Alhambra von Granada

Die Alhambra ist eine Festung im maurischen Baustil. Erstmals urkundlich erwähnt wurde sie im 9. Jahrhundert. Sie liegt auf einem Berg und umfasst ein Gebiet von etwa 140.000 Quadratmetern. Ziemlich schick und beinahe genauso groß wie meine Wohnung zu Hause. In den langgestreckten Gärten duftet es nach Blumen und Kräutern, in die Hecken sind zwiebelförmige Fensterbögen geschnitten und das Kopfsteinpflaster reflektiert in der Sonne. Doch das alles ist nichts im Vergleich zu dem, was sich hinter den Mauern der Nasriden Paläste auftut. Ornamente, so fein wie goldenes Haar, Torbögen wie aus Tausendundeine Nacht, Springbrunnen, die sich über Marmor ergießen und Kuppeln, die wie Kristallhöhlen in den Höhen der steinernen Decken verschwinden. Manchmal sehe ich nach oben und glaube, unter dem Sternenzelt zu stehen. Manchmal wird mir schwindelig von den gedrehten Säulen, die einen ganzen Innenhof umrahmen und beinahe rutsche ich aus und falle in eine kunstvolle Wasserrinne, weil ich vergesse, auch mal geradeaus zu sehen. Für den Besuch der Alhambra könnt ihr mindestens drei Stunden ansetzen. Eine tolle Aussicht auf die Festung und die Dächer Granadas habt ihr (besonders abends) vom Mirador de San Nicholas.

2. Die Puente Nuevo in Ronda

Die erleuchtete Puente Nuevo in Ronda
Die erleuchtete Puente Nuevo in Ronda

Als die Nacht Richtung Horizont drängt und die Sonne über den Rand des Himmels schiebt, leuchten langsam die orangefarbenen Scheinwerfer an der Puente Nuevo in Ronda auf. Wie eine Pforte in eine andere Welt strahlt die Brücke zwischen den 120 Meter hohen Felswänden der Schlucht El Tajo. Die Puente Nuevo, also die „Neue Brücke“, ist jetzt auch nicht mehr ganz so taufrisch, sondern wurde zwischen 1751 und 1793 errichtet. Damit hat das Unterfangen fast so lange gedauert wie der Bau der Elbphilharmonie. Die Brücke besteht aus drei Bögen und verbindet die neue Altstadt von Ronda mit der total alten Altstadt. Beide Viertel sind sehr sehenswert. Einen tollen Blick auf die Brücke hat man vor allem vom Mirador de Cuenca und einem staubigen Wanderpfad aus, der am Plaza de Maria Auxiliadora beginnt und mit den aufmunternden Worten „Real Rist of Death“ gekennzeichnet ist – was aber etwas dramatischer klingt, als es am Ende war. Pünktlich zum Sonnenuntergang werden die Brücke und ein Teil des Tals von beiden Seiten angestrahlt und scheinen wie eine Kerze in der Windstille zu leuchten. In Richtung der Alten Brücke stürzt derweil rauschend ein Wasserfall in die Tiefe und wird vom türkisfarbenen Rio Guadalevin verschluckt. An keinem der genannten Punkte müsst ihr Eintritt zahlen.



3. Die Mezquita in Córdoba

Torbögen in der Mezquita, Cordoba
Unendliche Gänge und Blicke in den Hallen der Mezquita

Die rot-weiß gestreiften Bögen scheinen sich in der Unendlichkeit zu verlaufen. Immer, wenn ich einen passiert habe, taucht eine neue Reihe auf. Die Mezquita ist mystisch. Ihre Bauweise, ihre Geschichte, ihre Atmosphäre. Eine Moscheenkathedrale. Eine Kathedralenmoschee. Erst römisch, dann muslimisch, dann christlich. Während in einem der Säle eine übergroße, goldene Monstranz neben einer Jesusfigur erstrahlt, wölbt sich direkt daneben eine kunstvolle Kuppel mit arabischen Lettern. Immer wieder entfernten die jeweiligen Herrscher Teile des 23.000 Quadratmeter (!) großen Gebäudes, bauten sie um oder ergänzten sie. Daraus entstanden ist ein einzigartiger, interreligiöser Architekturstil, der die Mezquita zu einem der beeindruckendsten und größten Sakralbauten der Welt macht.

856 Säulen stehen asymmetrisch mitten im Raum, verbunden durch farbige Bögen. Ich möchte meine Arme ausbreiten und wie ein Kind zwischen ihnen herumlaufen. Es ist ein Gefühl, als würden Vorhänge aufreißen und Sterne herabregnen.

Eine himmelhohe Goldkuppel im islamischen Teil der Mezquita
Eine himmelhohe Goldkuppel im islamischen Teil der Mezquita

Neben dem großen Saal mit den vielen Bögen gibt es noch die Mihrab mit einem Hufeisenbogen, der so reich mit Mosaiken verziert ist, dass es scheint, als wäre es der Eingang zu einem märchenhaften Schloss aus Gold und Diamanten. Wer hier nach oben schaut, wird eine Kuppel sehen, die so gigantisch schön ist, dass es scheint, als wäre das alles nicht real.

 

Die Mezquita ist seit 1984 UNESCO-Weltkulturerbe. Im Gebäude könnt ihr gut zwei Stunden verbringen. Super ist, dass ihr hier keine Onlinereservierung braucht, weil man schlicht und einfach zum Kassenhaus gehen und sich für 10 Euro [Stand: August 2018] eine Eintrittskarte kaufen kann, ohne überrannt zu werden. Natürlich ist es trotzdem ratsam, möglichst früh zu da zu sein, um eine größere Ungestörtheit zu genießen. Auch die Parkanlage im Innenhof mit ihren vielen kleinen Brunnen und Palmen ist sehr schön und vor allem schattig, wenn man irgendwann etwas müde aus der Kathedralenmoschee-Moscheenkathedrale gestolpert kommt. Die Kleiderordnung im Gebäude ist recht locker, auch wenn auf den Schildern an der Kasse etwas anderes steht. Als ich in Top, kurzer Hose und Flipflops vor dem Eingang stand und umständlich meinen Schal zum Bedecken der Schultern aus dem Rucksack holte, lachte der Security-Mensch nur, winkte ab und deutete grinsend einen Bikini an. Eine Frau mit weit ausgeschnittenem Rücken musste sich allerdings etwas einhüllen. Stative sind in der Mezquita leider nicht erlaubt!

4. Das blaue Dorf Júzcar

Schlumpfdorf Júzcar in Andalusien, Spanien, besondere Architektur, lonelyroadlover
Blau wie der Himmel: das Dorf Júzcar bei Ronda

Kurve um Kurve geht es auf den in senkrechte Felswände gehauenen Bergstraßen von Marbella nach Ronda hinauf. Irgendwo blitzt noch das Meer auf, verschwindet hinter Kiefern. Ich muss wieder bremsen, weil es etwas haarnadelig wird. Zwischen den beiden Städten liegen zahlreiche, kleine Bergdörfer. Weiß wie Schnee schimmern sie zwischen den ausgedörrten und massiven Gebirgslandschaften. Dafür ist Andalusien bekannt. Doch eine Stadt fällt aus dem Rahmen wie ein Flamingo. Nur in Blau. Es ist die Gemeinde Júzcar mit ihren etwa 200 Einwohnern.

 

Schon bei der Einfahrt leuchten die Häuser wie der Himmel. Alle. Denn das Dorf hat aufgrund der Weltpremiere des Films „Die Schlümpfe“ am 16. Juni 2011 mal eben beschlossen, sämtliche Fassaden anzustreichen. 9000 Liter Farbe gingen dabei drauf, organisiert von Sony Pictures. Sogar das Rathaus und die Kirche wurden blau. Danach stimmte die Mehrheit der Einwohner dafür, den Zustand so zu belassen, was seitdem etwa 80.000 Touristen im Jahr anlockt. Auch mich. Ich interessiere mich mehr für die Architektur und das spannende Farbspiel mit blauen Treppen, Türmen und Geländern, als für den Film. Trotzdem sehen wir überall Schlumpf-Figuren und Zeichnungen der Charaktere an den Wänden. Naja, das hätte man sich echt schenken können, denn es wirkt eher aufgesetzt und kindlich. Sieht man aber darüber hinweg, ist es einfach nur faszinierend, durch die Gassen zu laufen, als wäre man in einem übergroßen Schwimmbecken.

Eintritt gibt es nicht und parken solltet ihr lieber schon an der kleinen Straße, die in das Dorf hineinführt, denn drinnen wird es verdammt eng!

5. Die Altstadt von Sevilla

Altstadt von Sevilla
Bunte Kirchturmdächer an jeder Ecke in Sevilla

Die weißen Stoffbahnen über den hohen und engen Gassen flattern im Wind, während die Morgensonne hindurchscheint und dünne Strahlen das Kopfsteinpflaster berühren. Am Ende der Straße leuchtet hellrot ein Glockengiebel. Die meisten Kirchtürme in Andalusien bestehen aus Bögen, in denen frei schwingend und sichtbar das Geläut angebracht ist. Von diesen wunderschönen, kunstvollen Bauten gibt es in der Altstadt von Sevilla eine Menge. Aber auch schachbrettartige Dächer, Kuppeln, Zinnen und bunte Fliesen. Der historische Ortskern ist einer der schönsten in ganz Andalusien, weil alles so verwinkelt und dennoch weitläufig ist und an jeder Ecke ein neues, faszinierendes Gebäude steht, das einem romantischen Gemälde entstammen könnte. Die Altstadt von Sevilla ist flächenmäßig eine der größten in Europa. Deshalb werden euch schnell die Füße abfallen, wenn ihr dort unterwegs seid. Wir haben uns wegen der großen Hitze im August bei um die 40 Grad schon um halb 8 morgens auf den Weg gemacht und waren über sechs Stunden unterwegs, ohne es wirklich zu merken. Naja, außer an den Schmerzen in den Füßen.

 

Plaza de Espana, Sevilla, die schönste Architektur in Andalusien
Der Plaza de Espana mit seinen reich verzierten Treppen und Brücken

Auch wenn ich wirklich die gesamte Altstadt empfehlen kann, ist natürlich der Plaza de Espana ein echtes Highlight. Wirklich alt ist der Platz aber nicht! Er wurde 1929 extra für die Iberoamerikanische Ausstellung erbaut – von mehr als tausend Arbeitern. Im Halbkreis stehen orangefarbene Gebäude um eine riesige Fläche mit wunderschönem Brunnen herum. Absolut faszinierend sind die vielen bemalten Keramiken und Fliesen, die die Treppengeländer und Brücken schmücken. Der gesamte Platz ist 50.000 Quadratmeter groß und war auch schon in Star Wars Episode II zu sehen, wie Alex als anerkannter Star-Wars-Fan sofort weiß, als wir über die ersten Stufen treten. Doch auch die berühmte Kathedrale von Sevilla und das Alcázar sind Bauten, die ihr bei eurem Rundgang durch die Altstadt nicht verpassen solltet. Ansonsten weg mit der Stadtkarte und einfach mal frei entdecken und staunen! Für mich war die Altstadt von Sevilla eines der schönsten, historischen Stadtviertel, die ich bisher gesehen habe. Gar nicht mal durch bestimmte Gebäude, sondern eher durch die große Masse an umwerfend bunter, verzierter und kunstvoller Architektur, die ich in solcher Konzentration selten erlebt habe.

 

Ihr habt eher Lust auf Natur? Dann schaut doch mal bei meinen fünf Naturwundern von Andalusien rein, wo es Tipps für magische Ausflüge zu verrückten Klettersteigen, Wüsten und versteckten Stränden gibt.

 

Wenn ihr noch Fragen zu Details der schönsten Orte und Bauwerke habt, zögert nicht, mir einen Kommentar, eine E-Mail oder eine Nachricht bei Facebook oder Instagram zu schreiben.

 

Übrigens: Auch wenn Malaga nicht zu meinen favorisierten Städten in Andalusien gehört, könnt ihr bei Tamara von Photoventure einen Einblick in Architektur und Kultur der Metropole bekommen.

Kommentare: 2
  • #2

    lonelyroadlover (Mittwoch, 29 August 2018 11:14)

    Daaaanke für das schöne Lob, Silvia! :)
    Ich hatte mich unterwegs schon gefragt, was ihr wohl damals alles gesehen habt. Mir war auf jeden Fall noch Tarifa als Abschlussziel im Kopf. Ich denke, dieser Landstrich ist so vielfältig, dass man einfach mal ein "Best Of" aufstellen muss und nicht nur einen Bericht über eine einzige Stadt schreiben kann. In Andalusien reist man am besten rund und rum, denn es gibt einfach sooo viel Schönes zu sehen! Und die Mezquita ist echt zauberhaft toll gewesen.
    Herzliche Grüße,
    Sarah

  • #1

    Silvia (Dienstag, 28 August 2018 16:26)

    Total schöner Bericht! Ich finde es cool, dass du hier quer durch Andalusien zeigst, welche tollen und doch so unterschiedlichen Bauwerke es gibt. Cordoba haben wir leider nicht mitnehmen können, aber wenn ich das so lese und die Bilder dazu sehe, würde ich da auch gerne nochmal hin. :)
    Liebe Grüße, Silvia

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