
Mein französischer Host schaut mich lächelnd an. Er spricht kein Wort Englisch. Klassiker. Ich grinse. Ich kann kein Französisch, weil ich mich in der 7. Klasse intelligenterweise dazu entschieden habe, Latein zu lernen. Dumm gelaufen. Leider quillt der Mülleimer im Airbnb trotzdem über und ich wüsste gern, wo ich ihn ausleeren kann und neue Müllbeutel bekomme. Ein Problem, bei dem mir weder Ablativus absolutus noch Abitur helfen.
Ihr habt Angst, in ein anderes Land zu reisen, weil ihr Probleme mit der Sprache habt, oder denkt, dass ihr euch blamiert und nicht zurechtkommt? Dann gibt es jetzt für euch eine Portion Mut, die besten Hacks und was zu lachen.
Szenenwechsel: Es ist das Jahr 2005, ich bin 14 und das erste Mal mit meinen Eltern im Ausland. Meine Ellis sind eigentlich eher Fans von deutscher Nordsee und bayrischen Kuhwiesen. Jetzt sind wir in Portugal. Ich klammere mich an mein grünes Buch, auf dem PONS steht. Portugiesisch – Deutsch. Deutsch – Portugiesisch. Funktioniert irgendwie in beide Richtungen nicht so wirklich gut. Ich habe ein paar Sätze auswendig gelernt, die hinten abgedruckt sind. Instant-Kommunikation zum Aufbrühen. Aber ich stehe auf dem Trocknen. Ein Portugiese schaut mich an. Wusste ich nicht gerade noch was „Wo fährt der Bus ab?“ hieß? Das einzige Wort in meinem Kopf ist leider nur noch PONS. Bums.

Ganz ehrlich: Sätze aus Google Translate, ChatGPT oder einem Reiseführer abzulesen oder auswendig zu lernen, bringt in der Regel wenig. Selbst wenn man sie halbwegs unfallfrei herausbekommt, versteht man die Antwort sowieso nicht. Im besten Fall hat jemand ein Handy mit mobilen Daten, genug Akku und Übersetzungsapp dabei, das man hin- und herreichen kann. Ist aber nicht immer der Fall. Spätestens bei kyrillischer oder japanischer Tastatur wird's dann oft spannend.
Deshalb sind manchmal Worte Silber und Bilder Gold. Recht einfach verständigen könnt ihr euch entweder mit schnell gegoogleten Bildern oder offline mit sogenannten Zeigewörterbüchern, in denen Lebensmittel, Gegenstände und sogar Zustände als simple Zeichnung oder Foto abgebildet sind, die jeder versteht. Die gibt’s übrigens auch von PONS. Aber lasst uns nicht weiter über mein portugiesisches Kindheitstrauma reden.
Die Alternative zum Handy und Zeigewörterbuch ist der gute alte Block mit Stift. Einfach in den Rucksack stecken und bei Bedarf aufmalen, was man sagen oder haben möchte. Dort könnt ihr auch die Namen von Orten, Bahnstationen und Essensbestellungen aufschreiben. Manchmal hilft auch ein Pin auf einer Map-App oder eine Faltkarte, auf der ihr einen Ort markiert. Wer vor einem Einheimischen auf den Strand oder die Kathedrale St. Peter zeigt, erhält in der Regel einen halbwegs brauchbaren Hinweis für einen Bus oder eine grobe Richtung.

Da heute fast jeder ein Smartphone hat, ist vieles einfacher geworden - selbst, wenn ihr keine lokale Simkarte und unterwegs keinen Empfang habt. Für Orientierung und Navigation gibt's extra Offline-Karten.
Ladet am besten schon zu Hause oder in einem WLAN eine Karte herunter, die dann auch ohne mobile Daten funktioniert.
Das bietet zum Beispiel Google Maps kostenlos an. Ich nutze am liebsten die ebenfalls kostenfreie App Organic Maps. Die Karten dort sind so genau, dass
sogar Mülleimer und Parkbänke eingezeichnet sind – wow! Ich habe mich damit sowohl in der Wüste von Nevada als auch mitten in Tokio zurechtgefunden, ganz ohne große Worte.
Wenn ihr etwas Bestimmtes essen oder kaufen wollt, ladet euch vorher ein paar Fotos aus dem Internet runter oder macht Screenshots und zeigt die Bilder später im
Laden.
Wenn ihr über Ferienwohnungen, Airbnb oder Couchsurfing unterwegs seid (das gilt aber auch für Hotels), könnt ihr oft einsehen, ob euer Gastgeber eventuell sogar Deutsch spricht und so euer Sprachproblem auf Reisen erleichtert, Fragen beantworten oder dolmetschen kann. Sogar in Japan haben wir Deutsch sprechende Hosts entdeckt! Als unsere perfekt Englisch sprechende Gastgeberin uns dort erzählte, dass es in der Nähe eine romantische Eisenbahnstrecke gibt, habe ich allerdings wohl etwas zu euphorisch geguckt, denn später hat sie in ihrer sehr netten Bewertung erwähnt, dass mein bester Kumpel und ich ein total süßes Pärchen gewesen seien.

Asien. Sprachprobleme oberdeluxe wegen anderer Schriftzeichen? Das dachte ich auch. Doch in großen Städten sind tatsächlich fast alle lebensnotwendigen Hinweise wie „Eingang“ und „Supermarkt“ auch auf Englisch angeschlagen. Und ab da hilft allen, die sich auch mit Englisch nicht so auskennen, ja dann auch wieder PONS. Hurz!
Meine reiselustigen Großeltern haben übrigens in den 80ern und 90ern oft Sprachprobleme im Ausland gehabt und besaßen nur wenige Englischkenntnisse. Wobei meine wagemutige und beherzte Oma im spanischen Krankenhaus einmal rebellisch verkündete: „I go home!“
Die beiden sind auch mit über achtzig noch mehrfach nach Griechenland gereist – wo es ebenfalls andere Schriftzeichen gibt. Dabei haben sie an Bushaltestellen und auf Straßenschildern oft die Anzahl der Zeichen gezählt oder sich besonders markante Schriftzeichen gemerkt und sind damit sehr gut durchgekommen. Es gibt inzwischen auch zahllose Apps, mit denen man ganze Texte und Schriftzeichen abfotografieren und übersetzen lassen kann. Funktioniert nicht immer ganz ohne Zweifel, aber immerhin konnte ich damit mal herausfinden, dass der Aufstrich vom Schokobrötchen in Wahrheit Bohnenmus war. Yum.
Recht gut klappt inzwischen die Spracherkennung mit dem Handy. Einfach auf Deutsch (klar und deutlich!) ins Smartphone quatschen, übersetzen lassen und in der Landessprache für den Gesprächspartner von Siri-Alexa-Heygoogle vorlesen lassen. So habe ich in der Normandie von meinem Vermieter mal detaillierte Infos über Ebbe, Flut, das Wetter in drei Wochen und die gesamte Geschichte einer Burg erfahren, ohne es wirklich wissen zu wollen. Geht natürlich auch getippt, dauert nur länger.

Ganz allgemein helfen oft Gesten. Klingt simpel, ist aber sehr effektiv! Allerdings solltet ihr vorher recherchieren, ob es im Reiseland vielleicht abweichende Bedeutungen für Gesten gibt. In Bulgarien heißt ein Nicken zum Beispiel „nein“, in manchen arabischen Ländern ist der erhobene Daumen ganz und gar nicht „Okay“, sondern dem Mittelfinger gleichgesetzt. Da würde es im entscheidenden Fall nur noch helfen „I go home!“ zu brüllen und schnellstens zu verschwinden.
Mit Hilfe von angedeutetem Knüllen, Werfen und ausladenden Armbewegungen konnte ich meinem französischen Host übrigens am Ende klarmachen, dass ich die Papiertonne gesucht habe. Danach ging er sofort mit mir zur Straße und zeigte sie mir. Strike!
Aber das Wichtigste zum Schluss: Versuche immer, locker über dich selbst lachen zu können und dich nicht für eine falsche Aussprache schämen! Humor und ein Lächeln können fast jede Situation entspannen. Denn eines kann ich euch aus meinen Erfahrungen ganz sicher sagen: Es ist NICHT peinlich, etwas nicht zu wissen oder falsch zu betonen! Glaubt ihr nicht? Na, dann stellt euch mal vor, ihr steht bei euch zu Hause am Bahnhof und ein spanisches Pärchen mit Sonnenbrille und Rucksack kommt auf euch zu und starrt hilflos auf eine Stadtkarte. Würdet ihr dann erst einmal laut lachen, weil sie schlecht Deutsch oder Englisch sprechen? Ich denke nicht. Also habt Mut. Schlimmer, als eine Sprache nicht zu sprechen, ist nur, deshalb zu Hause zu bleiben!

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Sandra (Dienstag, 27 März 2018 18:07)
Danke für die tollen Tipps und das mitmachen. Vielleicht trau ich mich dann doch nach Spanien:-)
Lonelyroadlover (Donnerstag, 29 März 2018 13:46)
Hey Sandra!
Vielen Dank für deinen lieben Kommentar! :) Ich denke, Spanien wirst du ganz sicher rocken! Ich traue dir das auf jeden Fall zu. Vielleicht ja auch erstmal nur ein langes Wochenende, wenn du unsicher bist. Erzähl mir doch danach mal, wie es war. Einfach immer daran denken: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und wir sind alle nur Meschen!
Liebe Grüße,
Sarah
Kasia Oberdorf (Donnerstag, 30 Januar 2020 18:27)
Hallo Sarah!
Das Zeige-Wörterbuch ist ein guter Tipp, die nehmen so gut wie kein Platz weg und es findet sich echt alles drin, von Essen über Übernachtung bis hin zum Tuk Tuk. Hab mir einen vor meinem Trip nach Nepal besorgt, weil ich mir dachte, Nepal, na ja... Tja, was soll ich sagen, ist die gesamte Zeit in den Tiefen meines Rucksacks geblieben, die Nepalesen sprechen besser englisch als ich, lach... Ja, und in Frankreich tue ich es mir noch ein wenig schwer, mit englisch kommt man da tatsächlich vielerorts nicht weiter... da hilft nur viel ausladender Gestik ;-)
Lg Kasia
Lonelyroadlover (Donnerstag, 30 Januar 2020 22:20)
Hi Kasia!
Ja, ich hatte vor, einen für Japan zu kaufen und dann haben wir es vergessen und gar nicht vermisst. Wahnsinn, ich hätte nicht gedacht, dass die Nepalesen so gut mit Englisch sind! Gut, zu wissen. Denn ich will auch bald nach Nepal. :) Und ich habe mega gelacht über Frankreich! GENAU meine experience! Die haben echt einfach keine Lust. Oder sie können es wirklich nicht. Ich habe mich mal mit einem Host in Frankreich komplett über Google Translate unterhalten. Also er hat französisch ins Handy gequatscht, es mir dann auf deutsch vorgespielt und ich habe das Gleiche andersherum gemacht... Es ging!! Also auch noch mal ein cooler Tipp. :D
LG
Sarah