Der See in den Wolken: Roadtrip auf dem Beartooth Highway in den USA.


Roadtrip · Beartooth Highway · Wyoming/Montana, USA · 110 km · Halbtages-tour


3. Juni 2018

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Beartooth Highway - eine Traumstraße

Mit einem dunklen Würfel Schoko-Fudge auf dem Beifahrersitz verlasse ich Cooke City. Bänder aus Tannen ziehen sich in hellem Grün, Türkis und dunklem Oliv über die rauen Bergmassive. In meinem Kopf explodieren noch die Geysire von Yellowstone, der Blickkontakt, den ich mit dem massiven, wunderschönen Bison hatte. Große, glänzende Augen wie Glasmurmeln, in denen sich die Wildnis des Nordens kopfüber gespiegelt hat. Ich fahre vom nordöstlichen Eingang des Nationalparks über den US Highway 212 bis nach Red Lodge, Montana. Hinter dieser unspektakulären Straßennummer verbirgt sich eine der schönsten Straßen der Welt: der Beartooth Highway.

 

Ich stelle euch diesen Roadtrip heute einmal genauer vor und nehme euch mit auf eine Reise über Wolken und Seen, Hagelstürme und senkrechte Abgründe.

Beartooth Highway – eine der schönsten Straßen der Welt?

Streifenhörnchen auf dem Roadtrip am Beartooth Highway
Streifenhörnchen am Rande des Beartooth Highways

„Wenn du am Yellowstone National Park bist, dann fahr unbedingt den Beartooth Highway“, sagt einer meiner Gastgeber in Salt Lake City. „Das ist einer der schönsten Highways der Erde.“

Ich nicke bedeutungsvoll und glaube ihm kein Wort, denn um bei mir den Award „Heißester Scheiß der Erde“ zu gewinnen, ist inzwischen einiges nötig. Ich war einfach schon zu viel unterwegs. Während meiner Zeit in Yellowstone habe ich jedoch die Chance, mit meinem wunderbaren Couchsurfing-Host den hochgelobten Scenic Byway in Augenschein zu nehmen. Als Startpunkt für einen Road Trip auf dem Beartooth Highway empfehle ich euch den nordöstlichen Eingang des Yellowstone Nationalparks, denn dort in der Nähe werdet ihr vermutlich auch irgendwo untergekommen sein.

Gut erreichbar ist dieser Punkt von den Lodges im Park selbst (nehmt dafür aber am besten vorher einen Kredit auf!) oder von Gardiner und Aldridge aus.

Streckenführung, Tankstellen und Übernachtungen

Beartooth Highway, Schnee, Montana
Schnee im Sommer auf dem Beartooth Highway

Die Strecke ist 110 Kilometer lang und führt abwechselnd durch Wyoming und Montana. Allerdings verläuft sie linear und ist deshalb nicht zum Rundtrip geeignet. Falls ihr übernachten möchtet, könnt ihr das in einem der Westerndörfer entlang des Highways tun (noch mehr Kredite!) oder ihr sucht euch eine Unterkunft in Cody, Red Lodge oder Gardiner – die etwas größeren Städte in der Gegend mit halbwegs bezahlbaren Motels. Wohnmobile, Camper und Vans aufgepasst: Der Walmart in Cody erlaubt kostenloses Freistehen über Nacht auf dem riesigen Parkplatz – definitiv ein Gedanke wert und absolute safe.

Für den gesamten Beartooth Highway solltet ihr mindestens einen halben Tag einplanen – denn es ist unmöglich, ihn einfach nur eben runterzufahren. Ein Blick aus dem Fenster reicht und der Atem stockt, schlittert über die wundervollen Gletscher hinab in tiefblaue Seen und fängt sich auch auf den atemberaubenden, gewundenen Bergstraßen nicht mehr wirklich.

 

Tankstellen und Verpflegung gibt es nicht überall. Nur in den drei Dörfern entlang der Straße: Silver Gate, Cooke City und Red Lodge. Aber wie immer gilt: keine Panik! Denn in jeder Kommune finden sich Restaurants und sogar mein Kleinwagen in Deutschland schafft 110 Kilometer ohne dass ich ihn zwischendurch zehnmal auftanken muss. Nebenbei merke ich unauffällig an: Es ist eine Lüge, dass die Streckenabschnitte in den USA zwischen den Tankstellen so groß sind, dass man Angst um den Sprit haben muss. Tankstellen sind in den USA ungefähr so eminent wichtig und häufig wie in Deutschland Bierbuden. Ja, auch in der totalen Wildnis!

Übrigens: In Cooke City findet ihr bei Silvia’s Sweet Shoppe den eingangs erwähnten, fantastischen Fudge. Geheimtipp für einen Abstecher: Etwa 30 Kilometer von der Stadt entfernt zweigt an der Kreuzung des US 212 und des WY 296 der fantastische Chief Joseph Scenic Highway ab.



Wetter und Saison am Beartooth Highway

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Beartooth Pass - mit Sturm, Hagel und Sonnenschein

Als die Dörfer hinter mir liegen, steigt der Beartooth Highway stark an. Die Ränder sind immer noch – Mitte Juli! – von Schnee gesäumt. Manchmal öffnet der Highway erst im Juni und schließt bereits im September wegen der extremen Wetterlagen und der eisigen Winter. Bitte erkundigt euch vor der Fahrt also unbedingt, ob die Straße aktuell passierbar ist!

 

Der Druck in meinen Ohren steigt, die Kurven werden schmaler, meine Augen immer größer. Meter um Meter erklimmt der Asphalt das Gebirge, während die Temperatur minütlich abfällt. Knapp 3300 Meter über dem Meeresspiegel. Ich möchte während der Fahrt die Tür aufreißen und schreien: „Ich bin der König der Welt!“

Als sich die Wolken verdichten, durchbricht in die Sonne in einzigartiger Weise die dunklen Fetzen und schickt goldene Dolche hinab auf die unwirkliche Landschaft. Als wir auf dem höchsten Punkt des Passes angekommen sind, laufe ich an die Spitze eines Aussichtspunktes zwischen rauem Gras und gelben Blumen. Zwischen den Felsen sitzt ein Murmeltier! Ich eskaliere kurz mit der Kamera.

Der Wind schneidet mir ins Gesicht und plötzlich schlägt mir Hagel entgegen. Ich werfe die Arme in die Luft und tanze. Es tut so weh und ist doch so, als würden mich die Körner zwicken, weil ich nicht glauben kann, wie unfassbar schön das Leben ist. Als ich friere, leiht mir mein Couchsurfing-Host eine große, warme Filzjacke, in die ich mich einmummel.

Bären, Wandern und die Unendlichkeit der Tiefe

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Beartooth Highway Richtung Red Lodge

Sogar im Sommer könnt ihr hier Skifahren. Außerdem gibt es zahllose Möglichkeiten zum Wandern, zur Beobachtung von Tieren wie Bisons, Bären, Bergziegen und Elchen und 13 Campingplätze im National Forest in der Nähe. Allerdings solltet ihr immer auf Wetterapokalypsen vorbereitet sein: Neben Hagel kann es bis in den Mai hinein Schneestürme geben – aber im Hochsommer auch bis zu 30 Grad heiß werden. Gerade bei der Höhe ist die Haut schneller verbrannt, als man sich in den Schnee werfen kann.

 

Während der Abfahrt vom Pass ins Tal bis nach Red Lodge schlängelt sich der Beartooth Highway wie Geschenkband hinab an schroffen Wänden und riesigen Felsformationen. Die Kurven drücken sich an den Abgründen entlang und das Tal faltet sich auf wie steinernes Geheimnis mit nur einer Dimension: Tiefe.

Ende des Beartooth Highway: Red Lodge

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Beartooth Highway: Die Westernstadt Red Lodge in Montana

Als wir schließlich in Red Lodge ankommen, ist es Nachmittag und wir haben das typische „Linner“ (der Fall tritt bei mir ein, wenn es zu spät für Lunch ist aber zu früh für Dinner. Und „Dinch“ klingt scheiße!). An der Hauptstraße des Westerndorfs finden sich viele kleine Restaurants für jeden Geschmack und ich bemerke etwas irisches Flair. Hinter allem türmen sich immer noch die Konturen der Berge auf. Die Schatten der Tannen werden länger und fallen lautlos auf den Asphalt. Ich bin wieder im Tal – doch ich fliege immer noch. Als ich wieder in Cody bin und W-LAN habe, schreibe ich meinen Freunden in Salt Lake City. Nur einen Satz: Der Beartooth Highway ist eine der schönsten Straßen der Welt.

 

Auf Instagram habe ich einen kleinen Road Clip für euch, der nicht nur meine Fahrt über den Beartooth Highway, sondern auch spannende Sidesteps zeigt.

 

Tipps und Hacks zur Buchung eines Mietwagens fur euren Roadtrip habe ich für euch in meiner Mini-Serie "Roadtrips & Mietwagen" zusammengefasst.

Kommentare: 2
  • #2

    lonelyroadlover (Mittwoch, 06 Juni 2018 18:53)

    Herzlichen Dank, liebe Caroline! Ich freue mich total, ab und an zu wissen, dass mein ganzes Recherchieren und Berichten auch ankommt. :D In mehrfacher Hinsicht! Total schön, dass du den Trip nachfühlen konntest. Das bedeutet mir echt viel. Gern nehme ich dich auch weiterhin überall hin mit.
    Liebe Grüße!
    Sarah

  • #1

    Caroline (Dienstag, 05 Juni 2018 23:39)

    Liebe Sarah, das ist toll geschrieben! Ich habe das Gefühl, den Trip genau "nachfühlen" zu können.. die Atmosphäre packt mich! Neben deinem Instagram Account auch ein wirklich schöner Blog! Danke fürs Teilen und "auf die Reise mitnehmen"! LG Caroline

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